Jakobswege in Spanien

Camino Francés

Der Camino Francés wird häufig auch als Hauptweg bezeichnet und ist mit den enormen Pilgerzahlen jedes Jahr wohl der beliebteste Weg. Übersetzt bedeutet sein Name „französischer Weg“. Dieser Name entstand einerseits durch die vielen französischen Siedler, die vor allem im 11. und 12. Jahrhundert angeworben wurden, um den Weg mit Märkten und Handel zu beleben. Andererseits bezeichnet der Weg auch die klassische Route der französischen Pilger, die von den Pyrenäen aus üblicherweise auf dieser Route zum Grab des heiligen Jakob pilgerten.

Die Besonderheit dieses Weges liegt in der landschaftlichen und kulturellen Vielfalt und der lückenlosen Infrastruktur, die besonders für Erstpilger sehr hilfreich ist. Die vielen Herbergen und Geschäfte bieten Sicherheit und ermöglichen so zum Beispiel eine flexible Einteilung der Etappen und Verpflegung. Dadurch können auch diejenigen Pilger, für die 20-30 Kilometer pro Tag zu viel wären, den Weg an ihre Bedürfnisse und körperliche Kondition anpassen.

Vor diesem Hintergrund lässt sich die abwechslungsreiche Landschaft umso entspannter genießen, die mit der sanften grünen Berglandschaft der Pyrenäen, der Weinanbaugegend in Rioja, der weitläufigen Hochebene der Meseta und den keltisch geprägten galizischen Bergen einiges zu bieten hat.

Zudem ist der Camino Francés dadurch geprägt, dass vor allem am Start- und Endpunkt in der Hochsaison große Pilgerzahlen zusammen kommen. Dadurch lassen sich besonders auf diesem Weg zahlreiche Pilgerbekanntschaften und Freundschaften schließen.

Camino del Norte

Die als Camino del Norte oder auch Nordweg bezeichnete Pilgerstrecke wird meist als Synonym für die nördliche Variante des Jakobsweges gebraucht, die sich eigentlich aus Camino de la Costa (Küstenweg) und Camino del Norte zusammensetzt. Ebenso wie der Camino Francés blickt dieser Weg auf eine Geschichte zurück, die bis ins 11. Jahrhundert reicht. Aufgrund der gezielten Förderung des Camino Francés durch Monarchen in früherer Zeit und staatlichen Behörden in der heutigen Zeit kann der Nordweg jedoch nicht mit seinem südlicheren „Bruder“ mithalten, was Infrastruktur und Pilgerzahlen betrifft.

Nichtsdestotrotz ist der Camino del Norte ein einzigartiger Weg, der vor allem durch seine Küsten- und Berglandschaft viel zu sehen und viele Möglichkeiten zur Erholung bietet. Schließlich kann man häufig am Ende einer Etappe die Schwimmsachen einpacken und die Strapazen des Tages bei einem Bad im Meer mit Blick auf die Bergkulisse hinter sich lassen. Auf dem Weg durch Navarra, Kantabrien, Asturien und Galizien kommen auch die kulturell und geschichtlich interessierten Pilger durch die Vielfalt der jeweiligen Regionen auf ihre Kosten. Der Weg wird häufig von Pilgern genutzt, die bereits den Camino Francés hinter sich haben und alternativ eine ebenso lohnenswerte aber weniger frequentierte Camino-Erfahrung suchen.

Camino a Fisterra

Der Weg von Santiago bis zum Kap Fisterra wird meist als Ergänzung an einen der anderen Jakobswege angehängt. Während den drei bis vier Tagen durch galizische Eukalyptuswälder und Heidelandschaften können die Pilger ihre Heimkehr noch ein wenig herauszögern, dabei neue Bekanntschaften schließen, einen landschaftlich reizvollen Weg beschreiten und ihre Reise an den malerischen Stränden bei einem Bad im Meer oder der Suche nach Jakobsmuscheln im Sand ausklingen lassen.

Viele Pilger sind von den größeren Menschenmengen auf den letzten Etappen und bei der Ankunft in Santiago nach der Ruhe der Jakobswege etwas überfordert und genießen umso mehr die Ruhe, die sich auf dem etwa 90 Kilometer langen Weg nach Fisterra bietet. Der Weg kann durch eine ungefähr 30 Kilometer lange Etappe zum Heiligtum Muxía noch verlängert werden. So oder so, viele Pilger berichten, wie bewegend es war, als zum ersten Mal das Meer am Horizont erscheint. Am Kap Fisterra findet jeder Jakobsweg am „0,00-Kilometer“-Stein ein symbolisches und einige Schritte weiter an der felsigen Küste ein ganz reales Ende. Und mit diesem Abschluss der Reise folgen die Pilger der Tradition, die schon ihre mittelalterlichen Vorgänger pflegten. Ein Bad im Meer, das Verbrennen eines Kleidungsstückes und das Beobachten des Sonnenuntergangs führt laut Legende dazu, am nächsten Tag als neuer Mensch aufzuwachen.

Via de la Plata

Die Via de la Plata erstreckt sich über circa 1000 Kilometer und verläuft von Süden nach Norden. Startpunkt ist die Stadt Sevilla in Andalusien, von wo aus die Regionen Extremadura, Castilla y León und Galizien durchquert werden. In Astorga stößt der Weg auf den Camino Francés und verläuft mit ihm gemeinsam bis Santiago. Durch die südliche Lage unterscheidet sich das Klima von dem der höher gelegenen Wege. In den Sommermonaten werden besonders in Andalusien und Extremadura Temperaturrekorde auf europäischer Ebene gemessen, sodass zumindest der erste Abschnitt dieser Pilgerstrecke in dem Zeitraum kaum Vergnügen bereitet. Im Frühjahr und Herbst hingegen ist mit angenehmem Wanderwetter zu rechnen, während die anderen Wege in dieser Zeit eher kühlem und unbeständigem Wetter ausgesetzt sind.

Diese Strecke ist häufig ein Treffpunkt der Pilger, die bereits andere Strecken hinter sich haben und neue Herausforderungen suchen. Wie bei allen Wegen nimmt die Anzahl der Mitpilger zu, je näher man an Santiago gelangt. Trotzdem eignet sich der Weg vor allem für Pilger, die eine naturbelassene und ruhige Strecke suchen, die deutlich weniger frequentiert ist.

Pilgern auf dem Jakobsweg: Camino de Madrid

Route

Ausgangspunkt dieses Jakobsweges ist, wie der Name bereits andeutet, Madrid. Von dort aus führt der Camino de Madrid auf 321 bis 354 Kilometern, je nachdem, welche Varianten genutzt werden, über Manzares el Real, Segovia, Coca und Medina de Rioseco nach Sahagún.

Von hier aus kann  der Weg auf 345 weiteren Kilometern bis Santiago de Compostela auf dem Camino Frances fortgesetzt werden kann.

Auf den ersten hundert Kilometern erwarten den Pilger am Fuße der Sierra de Guadarrama einige, zum Teil anstrengende Auf- und Abstiege, bevor er das darauf folgende Flachland betritt. Geprägt wird die Landschaft in weiten Teilen von Flusstälern und Pinienhainen, aber auch die typische spanische Meseta, eine steppenartige und schattenlose, von Getreideanbau gezeichnete Landschaft, gehört zum Repertoire des Camino de Madrid.

Wie die meisten Nebenrouten des Jakobsweges wird auch der diese Strecke relativ selten begangen, sodass man sich auf ein wenig Einsamkeit und sehr viel Stille beim Wandern einstellen sollte. Willkommene Ablenkung erfährt man hingegen beim Gang durch die vielen pittoresken Ortschaften, von denen der Weg gesäumt ist.

Geschichte des Camino de Madrid

Grundlage für den Camino de Madrid ist ein alter Verbindungsweg zwischen den Königsstädten Madrid und León. Nachdem die Route in den letzten Jahrhunderten fast völlig in Vergessenheit geraten war, wurde sie 1992 von den Amigos de los Caminos de Santiago de Madrid erneut ins Leben gerufen, um Pilgern aus Madrid und Zentralspanien einen umweglosen Anschluss an den Camino Frances zu ermöglichen.

Sehenswürdigkeiten des Camino de Madrid

Hält man die Augen beim Wandern ein wenig offen, so entdeckt man an vielen Stellen interessante Überreste der Vergangenheit - nicht zuletzt auch die Spuren früherer Pilgergenerationen. Und auf dem Camino de Madrid liegen ganz besonders viele Sehenswürdigkeiten, für deren Besichtigung unbedingt Zeit eingeplant werden sollte: Bereits zwei Tagesetappen hinter Madrid erwartet den Pilger die überreich mit Sehenswürdigkeiten beschenkte Stadt Segovia, deren historischer Kern zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Hervorzuheben sind außerdem die zahlreichen mittelalterlichen Befestigungsanlagen, wie etwa der Castillo von Manzanares el Real, das eindrucksvolle Kastell von Coca, die ursprünglich maurische Zitadelle von Simancas und der imposante Castillo Fortaleza von Grajal de Campos.

All' die kleinen und großen, in der Mehrheit sehenswerten und häufig auch dem heiligen Jacobus geweihten Kirchen am Weg zu entdecken, sei dem Pilger schließlich selbst überlassen...

Praktische Hinweise

Obwohl es sich beim Camino de Madrid um eine verhältnismäßig wenig begangene Variante des Jakobsweges handelt, sind erfreulicherweise durchgehend und weitgehend zuverlässig Wegmarkierungen vorhanden. Auch Pilgerherbergen finden sich in regelmäßigen Abständen; wo dies nicht der Fall ist, stehen in der Regel kommerzielle Unterkünfte zur Verfügung. Dennoch empfiehlt es sich, einen Reiseführer mitzuführen, um die Etappen sinnvoll planen zu können (unter http://www.csj.org.uk/MadridRoute2010.pdf kostenlos auf Englisch.).

Wichtigstes Utensil ist darüber hinaus, neben bequemen, bereits eingelaufenen Wanderschuhen und einem gut sitzenden Rucksack, der Sonnenhut, denn insbesondere in der Meseta muss man sich auf lange, schattenlose Abschnitte unter der glühenden spanischen Sonne einstellen. Vermeiden lässt sich diese Erfahrung, wenn man auf die Frühjahrs- oder Herbstmonate ausweicht, oder aber hauptsächlich in den Morgen- und Abendstunden wandert und die Zeit zwischendurch für eine ausgedehnte Siesta nutzt.